Filmkritik zu:
Risttuules
von Reinhard
gesehen auf dem „Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg 2014“
Über den Film:
Es ist das Grauen, das hier beschrieben wird. Das herausgerissen Werden aus der gewohnten Umgebung? Speziell, wenn die, die es beschreiben können, schon zu der kleinen, privilegierten Gruppe der Überlebenden gehört?
Für das 2. Problem findet der Film Risttuules eine bemerkenswert einfache, fast schon klassische, Lösung.
Grundlage für diesen Film sind Briefe einer Frau an ihren Mann. Das Zeigen hingegen ist es, was ihn besonders macht. Es gibt keine Handlungsszenen im klassischen Sinn. Tatsächlich bewegt sich, von ganz wenig Momenten abgesehen, in diesem Film niemand.
Dennoch gibt es Schauspieler. Diese sind auch in einer Szene, bis dann der Moment die Kamera kommt. Dann enden nämlich alle Bewegungen. Wie auf einem Gemälde, mitten im Laufen oder Schlagen. Nur die Kamera vollführt ihre Fahrt, fängt ein, was in diesem Moment zu sehen ist.
Und gerade dieses Erstarrte ist es, das dem Grauen Leben einhaucht, während die Sprecherin aus dem Off heraus beschreibt, das ein Viertel der Deportierten das Ziel erst gar nicht erreichten.
Auch wenn es sich um eine konkrete „Säuberung“ in einem konkreten Land zu einer konkreten Zeit handelt ist dies trotzdem als Beschreibung all dieser Gräuel zu sehen, und funktioniert auch so.
Die Aufnahmen sind übrigens kein Trick. Ein „Nicht Bewegen“ kurz bevor die Kamera eine Person erfasst ist vor Ort alles, was gemacht werden muss. Zu sehen daran das ab und zu eben doch jemand blinzeln muss. Das Komponieren der Bilder fand sicherlich schon vorher am Schreibtisch statt.
Daher ist dieser Film nicht nur optisch etwas Herausragendes. Auch die Geschichte ist ewig, und nicht nur 1942 in Estland passiert. Ich, als Deutscher, denke natürlich an die Judendeportationen. Aber sicherlich hat jedes Volk solche Erfahrungen gemacht. Als Täter oder als Opfer.
Deshalb kann man ihm nur viele Zuschauer wünschen, auch wenn es einem solch experimentellen Film schwer fallen wird einen Verleih zu finden. Aber vielleicht erbarmt sich ja Arte.
Technisches:
Weitere Titel: In the Crosswind
Regie: Martti Helde Andere Filme: Külm on (2010), Päev, mil ma kasvasin (2008)
Buch:
- Martti Helde Andere Filme: Külm on (2010), Päev, mil ma kasvasin (2008)
- Liis Nimik Andere Filme: Veel üks laul (2013)
Darsteller:
- Einar Hillep (als Vorsitzender des Kollektivs) Andere Filme: Kõik muusikud on kaabakad (2012)
- Ingrid Isotamm (als Hermiine) Andere Filme:Kättemaksukontor (2009-2014), Kelgukoerad (2007-2011)
- Laura Peterson (als Erna) Andere Filme: Free Range/Ballaad maailma heakskiitmisest (2013), Teise mehe pea (2010), Leading with the Right (2000)
Kamera: Erik Põllumaa Andere Filme: Veel üks laul (2013), Kaardimaja (2013), Kõik muusikud on kaabakad (2012)
Musik: Pärt Uusberg Andere Filme: Hiite lummus (2013), Surnuaiavahi tütar (2011), The Morning After the Night Before (2009)
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Drama
Wikipedia: wiki (engl.)
IMDB: imdb