Filmkritik zu:
Arrival
von Reinhard
Über den Film:
Erinnerung funktioniert nicht immer so, wie man sich das vorstellt, manchmal kommt die Reihenfolge durcheinander. So erklärt Luise (Amy Adams) ihrer Tochter die Welt. Ein Leben, das in wenigen Minuten Revue passiert. Der Anfang dieses einzigartigen Scifi Films. Ohne Schießereien. Ohne Raumschiffe, also fast, aber die sind beeindruckend. Mit gerade mal zwei Aliens, mehr gibt nicht zu sehen. Aber richtiges Kino passiert sowieso im Kopf.
Es sind zwölf Schiffe, die wild zerstreut auf der Erde landen, ohne erkennbares Muster. Innerhalb kürzester Zeit sind die Menschen irritiert, reagieren verängstigt. Luise versucht so normal wie möglich zuleben. Geht sogar in Ihr Büro in der Universität, wo sie Sprachen lehrt. Sie ist aber eine der wenigen, die sich so verhält.
Dort ist es aber auch wo der Colonel (Forest Whitacker) sie findet. Sie soll etwas übersetzen. Nach der Sprachaufnahme, die man ihr vorspielt, ist klar: Das kommt aus einem der Schiffe. Aber so was kann man nicht übersetzen. Dazu muss man erst mal die Sprache lernen, und Das geht nur vor Ort mit den Fremden.
Wenig später sitzt sie im Hubschrauber nach Wisconsin, wo eines der UFOs ist, Muschel genannt. Dort hat sie kaum Zeit sich zu akklimatisieren, die Gesundheitsuntersuchung über sich ergehen zu lassen, und dann ist es auch so weit. Das Schiff öffnet sich, also der Eingang. So wie es alle 18 Stunden passiert. Unterwegs hat sich noch Ian (Jeremy Renner) eingefunden. Er ist der Physiker, der dann die Fragen hat, sobald nur eine Kommunikation stattfinden kann.
Aber die aktuell wichtigste Frage „What is your purpose on Earth?“ kann nicht gestellt werden. Es existiert schlicht kein Vokabular für diese Frage, und auch die Antwort würde man wohl nicht verstehen. Und was hier in den USA passiert, geschieht gleichzeitig an den anderen Landestellen. Der Versuch eine Kommunikation zu etablieren. Aber speziell die Chinesen sind sehr aggressiv.
Es ist auch Louises Idee aus der verbalen Kommunikation in eine Schriftbasierende zu wechseln. Und tatsächlich, plötzlich passiert was. Die zwei Aliens zeichnen, wie mit Tinte, ihre Namen in die Luft hinter der trennenden Glasscheibe. Und es stellt sich heraus das diese Figur, die aussieht wie ein Kaffeeklecks auf Schwiegermutters weißes Tischtuch, hochkomplex ist und nicht nur Namen, sondern ganze Sätze beinhalten.
Während draußen, in der wirklichen Welt, die Menschen immer panischer, aggressiver werden. Und die Chinesen immer paranoider. Derweil hat Luise immer mehr Flashbacks aus der Zeit mit ihrere Tochter.
Aber wo beginnt diese Geschichte? Wo ist der Anfang? Die Aliens schreiben im Kreis. Ein Satz hat also keinen Anfang und kein Ende. Alles ist Anfang und Ende. Nonlinear wird das genannt. Und als, viel später im Film, Luise dann Castello, wie einer der Aliens genannt wurde, fragt, woher er das Wissen über die Zukunft hat, scheint dieser die Frage nicht zu verstehen. Denn nicht nur deren Schrift, auch deren Begriff von Zeit ist im Kreis angeordnet. Aber er versteht. Und die Antwort ist überraschend … oder auch nicht. Kommt drauf an, wo im Kreis man sich befindet.
Und war die Geburt der Tochter jetzt der Anfang der Geschichte oder das Ende? Und was ist mit der Waffe, von der ständig, also ab Mitte des Films, gesprochen wird. Oder war das doch eher das Ende? Wer will das bei einem Kreis schon festlegen?
Dramatik liegt in der Luft. Und es scheint, um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit zu gehen. Und das dem tatsächlich so ist, und doch ganz anders, das ist eine der Stärken des Films. Und das trotzdem nicht die Typen mit den Gewehren im Mittelpunkt sehen, das sind die Gründe, warum diese einer der besten Scifi Filme der letzten Jahre ist. Ganz ohne Todesstern oder Warpantrieb.
Und wenn die Wissenschaftler sich vor den Militärs verstecken dann gefällt mir, als alter Zivi, das natürlich.
Der intelligenteste Film dieser Sparte seit Ex Machina, wenigstens. Und der Platz in den Top Ten wird noch geprüft.
Guckbefehl!
Technisches:
Regie: Denis Villeneuve Andere Filme: Sicario (2015), Prisoners (2013), Die Frau die singt – Incendies (2010)
Buch:
- Eric Heisserer Andere Filme: Hours – Wettlauf gegen die Zeit (2013), Final Destination 5 (2011), A Nightmare on Elm Street (2010)
- Ted Chiang Andere Filme:-
Schauspieler:
- Amy Adams (als Louise Banks) Andere Filme: American Hustle (2013), Man of Steel (2013), Miss Pettigrews großer Tag (2008)
- Jeremy Renner (als Ian Donnelly) Andere Filme: The Avengers 2: Age of Ultron (2015), Mission: Impossible – Phantom Protokoll (2011), Tödliches Kommando – The Hurt Locker (2008)
- Forest Whitaker (als Colonel Weber) Andere Filme: Zulu (2013), The Last Stand (2013), The Experiment (2010)
Kamera: Bradford Young Andere Filme: A Most Violent Year (2014), Vara: A Blessing (2013), Middle of Nowhere (2012)
Musik: Jóhann Jóhannsson Andere Filme: Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014), McCanick – Bis in den Tod (2013), Gemeinsam stärker – Personal Effects (2009)
Verleih: Sony Pictures Releasing
FSK: 12
Laufzeit: 115 Minuten
Genre: Fantasy
Kinostart: 27 Oktober 2016
Wikipedia: wiki
IMDB: imdb