Doctor Strange

Filmkritik zu:

Doctor Strange

von Reinhard

 

Über den Film:

Die Welt ist nicht so, wie wir uns das vorstellen. Aber dazu gleich mehr.

Strange, nein Doktor Strange, ist jung, erfolgreich, sieht gut aus und ist außerdem ein arrogantes Arschloch. Ein begnadeter Chirurg, der sich seine Patienten danach aussucht, ob diese seine Statistik versauen könnten. Oder ob diese interessant sind, also seine Karriere weiter bringen. Einer der gerne angibt und unnötige Risiken eingeht, wenn er nur hinterher als Held dasteht.

Man könnte diesen sehr schnell hassen, wenn er nicht das Gesicht von Benedikt Cumberbatch hätte. Aber so sehr sich Sherlock Holmes windet, er kann einfach nicht unsympathisch werden. Wie denn auch, wo er doch der Gute in diesem Film ist. Auch wenn er das selbst lange Zeit nicht weiß.

Seine Wandlung beginnt, als er einen schweren Autounfall hat. Sein Körper erholt sich schnell. Mit einer Ausnahme, seine Hände. Aber was ist ein Chirurg, der seine Finger nicht steuern kann, dessen Namen man nicht lesen kann, wenn er diesen schreiben will? Genau.

Und das weiß er auch. Er will sein altes Leben zurück, um jeden Preis. Jede Behandlung ist gut, solange es wenigstens den Hauch einer Chance gibt. Ganz egal wie experimentell diese ist, egal was es kostet.

Deshalb wird er auch hellhörig, als er von einem Fall von Wunderheilung hört. Und so beginnt die Reise die ihn, wie so oft bei diesen Themen, nach Tibet führt. Er hat nichts mehr als eine Hoffnung und eine Uhr die ihm viel bedeutet. Und gerade als letzteres auch noch droht ihm abhanden zukommen, erscheint ein Mönch, der auf ihn gewartet hat. Er führt ihn in den Orden ein. Und wird sein Lehrer.

Dort begegnet er der Ältesten, gespielt von Tilda Swinton. Diese zeigt ihm das wahre Universum. Eines in dem unsere physikalische Welt nur ein Ausschnitt ist. Eines in dem es viele Dimensionen gibt. Jedes mit seinen eigenen Wundern und seinen eignen Monstern. Er lernt es, sich aus diesen Dimensionen zu bedienen. Um Schilde zu bilden oder Waffen. Den Waffen werden für den Kampf benötigt. Der Kampf gegen die Dämonen aus anderen Dimensionen, die Gefallen an der Erde gefunden haben. Und diese haben menschliche Gehilfen.

Das ist dann ungefähr der Zeitpunkt, indem aus der durchaus interessanten Story, zumindest für ein Comic, ein Spezial Effekt Feuerwerk wird. Ein lautes, buntes beeindruckendes Feuerwerk. Mit Helden, die keine sein wollen, aber das sind sowieso immer die besten. Mit Bösen, denen man nur in die Augen schauen muss und sofort weiß … Jupp, das ist ein Böser.

Und Humor hat der Film auch. Ich denk da besonders an die eine oder andere Szene mit dem Bibliothekar. Bei Terry Pratchett war das ja ein Affe, der sich von Regal zu Regal hangelte, bei Strange hat er keinen Witz verstanden.

Allerdings gibt es auch Kontinuitätsfehler. Etwa wenn Strange während einer Operation redet. Und eine Szene weiter hat er einen Mundschutz. Oder, wenn das Tablett vor Wut vom Tisch fliegt und gleich wieder fein säuberlich drauf steht. Klar, ist nicht schlimm. Aber halt störend und unnötig. Und bei einer solchen Zig-Millionen Dollar Produktion einfach nicht zu entschuldigen.

Ansonsten wird das Popkornpublikum bestens unterhalten. Was man sieht ist vom feinsten. Die Geschichte überfordert einen auch nicht, und speziell mit Cumberbatch, Ejiofor und Swinton bestens besetzt.

Aber bei manchen Bildern … hat man das nicht schon mal gesehen? Wurde da etwas aus Inception, ähm, „übernommen“, oder den Potter Filmen? Klar, alles besser und bunter. Und dennoch … hier liegt verschenktes Potenzial.

Als Bekennender Arthaus Gänger fehlt mir hier auch der letzte Schliff. Speziell der Charakter des Doctor Strange hätte noch genauer ausgearbeitet werden können. Die Qualen, die er durchlebte, als sein altes Leben endet. Die Frage, die er hat, als sein Neues beginnt. Und bei Cumberbatch weiß man das er das auch kann.

Aber wer auf solchen Feinheiten pfeift wird sehr gut unterhalten. Etwas Humor, etwas Aktion, viel CGI und keinen Sex (es ist schließlich ein Comic für Kinder) und eine Handlung, die nicht ganz an den Haaren herbeigezogen ist. Ähem, na gut, eigentlich schon. Aber hab ich schon erwähnt, dass ein Comic als Vorlage dient? Ja, hab ich.

Wer also unterhalten werden will, das klappt hier prima. Und auch wenn ich das hier gerade schlecht schreibe. Ich find das nicht verwerflich. Und mit Cumberbatch … also, wenn ich kein Mann wäre, oder wenigstens schwul. Aber die Welt ist nun mal nicht perfekt.

Technisches:

Regie: Scott Derrickson Andere Filme: Sinister – Wenn Du ihn siehst, bist Du schon verloren (2012), Der Tag, an dem die Erde stillstand (2008), Der Exorzismus von Emily Rose (2005)

Buch:

  • Jon Spaihts Andere Filme: Prometheus – Dunkle Zeichen (2012), Darkest Hour (2011)
  • Scott Derrickson Andere Filme: Sinister 2 (2015), Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit (2013), Der Exorzismus von Emily Rose (2005)
  • C. Robert Cargill Andere Filme: Sinister 2 (2015), Sinister – Wenn Du ihn siehst, bist Du schon verloren (2012)

Schauspieler:

  • Benedict Cumberbatch (als Dr. Stephen Strange) Andere Filme: The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben (2014), Inside WikiLeaks – Die fünfte Gewalt (2013), Star Trek: Into Darkness (2013)
  • Chiwetel Ejiofor (als Mordo) Andere Filme: Der Marsianer – Rettet Mark Watney (2015), 12 Years a Slave (2013), Salt (2012)
  • Rachel McAdams (als Christine Palmer) Andere Filme: Marionetten (2014), Für immer Liebe (2012), State of Play – Stand der Dinge (2009)

Kamera: Ben Davis Andere Filme: Genius: Die tausend Seiten einer Freundschaft (2016), Guardians of the Galaxy (2014), Best Exotic Marigold Hotel (2011)

Musik: Michael Giacchino (und viele andere) Andere Filme: Jurassic World (2015), Jupiter Ascending (2015), Star Trek: Into Darkness (2013)

Verleih: Walt Disney Studios

FSK: 12
Laufzeit: 115 Minuten
Genre: Fantasy
Kinostart: 27 Oktober 2016
Wikipedia: wiki
IMDB: imdb

Über reinhard

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