Disappearance

Filmkritik zu:

Disappearance

von Reinhard

gesehen auf dem Riff 2017

 

Über den Film:

Die Frau kommt langsam ins Krankenhaus, in die Notaufnahme. Sie blutet, erzählt sie der Krankenschwester beim Empfang. Diese versteht zuerst nicht. Erst unter vier Augen ist klar; das es sich um eine sehr intime Stelle handelt. Und die Intimität einer Frau ist im Iran noch mit einem Tabu belegt.

Die Frau erzählt von der Vergewaltigung durch den Taxifahrer. Aber sie braucht die Begleitung eines männlichen Verwandten. Des Vaters oder Ehemanns, oder ähnlich. Also gibt es einen Telefonanruf. Und während sie noch untersucht wird, kommt Ihr Bruder. Den einzigen den sie zu so später Stunde erreichte. Der macht auch gleich ein Fass auf.

Wenig später, als die zwei unter vier Augen sind, kritisiert sie ihn für den Auftritt. Irgendwas stimmt nicht. Und es dauert auch eine Weile, bis der Zuschauer die Puzzleteile zusammensetzen kann.

Der Bruder ist nicht der Bruder, sondern der Freund. Es gab auch keine Vergewaltigung. Eine erfundene Geschichte um die Blutung zu erklären. Denn die ist echt. Zugezogen beim wohl ersten Sex den die beiden zusammen hatte.

Sex vor der Ehe. Eine Unmöglichkeit im Iran mit offensichtlich konservativen Eltern. Der Vater würde ausrasten und wer-weiß-was mit ihr machen. Also keine Option mit diesem ins Krankenhaus zu gehen. Also wird der Freund als Bruder ausgegeben. Aber die Ärztin merkt etwas. Die beiden flüchten.

Und so beginnt eine Odyssee, denn die Blutung hört nicht auf.

Wie reagieren Menschen in so einer Situation. War der Freund wirklich auf der Toilette, als sie ihn nicht findet. Oder war er dabei sich abzusetzen? Kann die Freundin helfen, oder ist das auch nur eine Sackgasse.

Und was ist mit den Krankenschwestern und Ärzten? Die sehen das Problem. Aber kann jemand davon über seinen Schatten springen. Etwas tun das vielleicht illegal ist, sicher aber moralisch, nach der herrschenden Moral, zu verwerfen ist.

Dabei ist die „andere Seite“, das Konservative Iran, nicht wirklich greifbar. Es taucht nur in Gesprächen auf, in Regeln, denen die Krankenhäuser zu folgen haben, und die Menschen. Auch manche diese dadurch nur zwischen Regen und Traufe wählen können.

Es sind viele Entscheidungen, die in dieser Nacht getroffen werden. Viele Stationen, die abgefahren werden. Oder kann man das Problem vielleicht aussitzen? Oder soll man doch die Familie informieren, ist die Gesundheit, vielleicht das Leben, nicht wichtiger?

Viele Dinge sind zu beachten, die womöglich das ganze restliche Leben beeinflussen können.

Erzählt nach einer wahren Begebenheit, wie der Regisseur erzählte. Etwas das die Co-Autorin im Bekanntenkreis erlebte. Gefilmt ohne Genehmigung, was aber dazu führt, dass der Film aktuell im Iran nicht gezeigt werden kann. Auch wenn derzeit Verhandlungen laufen dieses, zumindest für einige kleinere Kinos, doch möglich zu machen.

Denn er Film ist gut. Er ist es wert gesehen zu werden.
Von mir bekommt er vier von sechs Hüten.

Technisches:

Regie:
Ali Asgari Andere Filme: In the Same Garden (2016), The Pain (2015), Tonight Is Not a Good Night for Dying (2011)

Buch:

  • Ali Asgari Andere Filme: In the Same Garden (2016), The Pain (2015), Tonight Is Not a Good Night for Dying (2011)
  • Farnoosh SamadiAndere Filme: Negah (2017), The Pain (2015), Bacheh (2014)

Schauspieler:

Kamera: Ashkan Ashkani Andere Filme: Apricot Groves (2016), Bedone marz (2014), Manuscripts don’t burn (2013)

Verleih: Three Gardens Film
FSK: noch unbekannt
Laufzeit: 89 Minuten
Genre: Drama
Kinostart: noch keinen deutschen Termin

IMDB: imdb

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Über reinhard

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