Filmkritik zu:
Hannah
von Reinhard
gesehen auf dem Riff 2017
Über den Film:
Es war einmal eine junge Frau. Die ging zum weißen Mann und befragte ihn über ihre Zukunft. Dieser sagte, das ihr schlimmes bevorstände. Die junge Frau war geschockt.
Sie fragte „wird mein Vater sterben?“ Er sagte „Nein“.
Sie fragte „wird mein Verlobter sterben?“ Er sagte „Nein“.
Sie fragte „werde ich sterben?“ Er sagte „Nein“.
So fragte Sie „Was wird passieren?“
Er sagte nur „Nichts wird sich verändern“
So ist es nicht im Leben von Hannah. Nach einem langen Leben, einer wohl langen Ehe, begleitet sie ihren Mann, als er ins Gefängnis geht. Es wird nicht darüber geredet was passiert ist. Es wird überhaupt sehr wenig geredet in diesem Film, der von dem Gesicht von Charlotte Rampling lebt.
Es ist ein Gesicht, das Geschichten erzählt während die Kamera alltägliche Handlungen zeigt. Aber auch Erschrecken, wenn jemand an die Tür klopft und über das Reden will, was passiert ist. Dieses unbewegte Gesicht zeigt Angst, indem es eben nichts zeigt. Jedenfalls nicht vordergründig.
Der Zuschauer ist gefragt, dieses Puzzle zu lösen. Die Scherben zu einem Stück zusammenzusetzen. Aber das was-ist-passiert ist gar nicht das Thema des Films. Es geht um das wie-damit-umgehen. Und da ist der Besuch in der Theaterklasse oder das schwimmen gehen eben die Normalität, die es nicht mehr gibt. Doch das ist am Anfang nicht klar.
Am Anfang erscheinen alle Handlungen trivial. Zu einfach, um damit einen Film zu füllen. Dabei sind es zumeist einfach riten. Eine Möglichkeit die Realität zusammenzuhalten, während diese längst gesprungen ist, man es nur noch nicht sieht.
Und da ist wieder die Präsenz von Charlotte Rampling, die dieser sperrigen Hannah Leben einhaucht. Dabei wie nie die Frage gestellt, warum sie bei ihrem Mann bleibt, der so Schreckliches, Verwerfliches gemacht hat. Und doch geht es genau darum.
Um das zu jemandem stehen, auch wenn der falsches getan hat. Und das macht Hannah, durch alle Probleme und Erniedrigungen hindurch.
Daher vergebe ich fünf von sechs Hüten.
Technisches:
Regie:
Andrea Pallaoro Andere Filme: Medeas (2013), Wunderkammer (2008)
Buch:
- Andrea Pallaoro Andere Filme: Medeas (2013), Wunderkammer (2008)
- Orlando Tirado Andere Filme: Medeas (2013), Wunderkammer (2008)
Schauspieler:
- Charlotte Rampling (als Hannah) Andere Filme: 45 Years (2015), Nachtzug nach Lissabon (2013), Melancholia (2011)
- André Wilms (als Hannahs Ehemann) Andere Filme: Marie Curie (2016), Er liebt mich, er liebt mich nicht – Toujours l’amour (2014), Le Havre (2011)
Kamera: Chayse Irvin Andere Filme: Brightest Star (2013), Blacktino (2011), Open Diaries (2009)
Musik: Michelino Bisceglia Andere Filme: Light Thereafter (2017), The Pickle Recipe (2016), Valentino (2013)
Verleih: noch kein Deutscher
FSK: noch unbekannt
Laufzeit: 125 Minuten
Genre: Drama
Kinostart: noch unbekannt
IMDB: imdb