Filmkritik zu:
Insyriated/Innen Leben
von Reinhard
gesehen auf dem „Galway Film Fleadh 2017“
Über den Film:
Es ist ein Kammerspiel. Viel zu viele Menschen auf zu wenig Raum.
Eine Wohnung in irgendeinem Hochhaus. In irgendeiner Stadt. In irgendeinem Krieg.
Da ist die resolute Mutter, die alles im Griff hat. Die Angestellte, die alles macht was man ihr sagt. Die Nachbarn von oben, ein junges Paar mit Baby, die flüchten mussten, als die eigene Wohnung zerbombt wurde. Sowie die eigenen Kinder, der Freund der Tochter und der Vater.
Die Tür ist verbarrikadiert. Diese zu öffnen ist jedes mal Aufwand, soll es auch sein. Der Blick nach draußen geht nur durch die geschlossenen Vorhänge oder hinter dem Sichtschutz.
Ein Scharfschütze sitzt irgendwo und man kann die Straße nur bei Lebensgefahr überqueren.
Und als sich der Ehemann aufmacht passiert genau es. Ein Schuss. Sein Körper liegt auf der Straße. Die Angestellte hat es gesehen, informiert die Hausherrin. Die trifft eine schnelle Entscheidung. Die Ehefrau darf es nicht erfahren. Nicht bis es Nacht ist. Denn nur dann ist es sicher auf die Straße zu gehen.
Das ist die Ausgangssituation. Darf man das? Dem nächsten Angehörigen so etwas zu verschweigen. Und sei es nur für einige Stunden? Sollte diese nicht zu dem Leib dürfen? Auch unter Lebensgefahr. Ist es nicht ihre Entscheidung?
Die Angestellte ist nicht einverstanden, aber sie fügt sich. So ist es eine angespannte Stimmung für die nächsten Stunden in diesem Mikrokosmos von Beziehungen und Abhängigkeiten und Gefahr.
Denn der Krieg geht weiter. Bomben fallen, immer näher. Immer öfters muss die Gemeinschaft in der Küche Schutz suchen. In den seltenen Momenten wo das Internet geht holt man sich Informationen, über das wo und das wieweit und das wie viele. Und Männer stehen vor der Tür. Ziehen aber unverrichteter Dinge wieder ab. Doch das Gefühl der Bedrohung geht nicht zurück, wir eher stärker. Aus gutem Grund wie sich aus weiteren Ereignissen zeigen wird.
Und immer wieder geht der Blick durch den Vorhang oder über die Brüstung, ob sich etwas getan hat. Doch der Tag wird sich nicht ändern, nicht zum Besseren. Und während die Kamera den Protagonisten von Raum zu Raum und wieder zurück folgt, zusammen mit den Bewohnern sich im Kreis dreht, wird die Enge und das Klaustrophobische greifbarer.
Es ist daher hauptsächlich der Kamera zu verdanken, dass diese Beklemmung eingefangen wird. Dieses feststecken in einer Sackgasse. Ohne Ausweg, wie es scheint. Und der offensichtliche Ausweg, die Stadt, oder wenigstens die Wohnung zu verlassen. Irgendwohin zu gehen wo es, wenigstens ein wenig, sicherer ist. Das scheint für viele keine Option zu sein. Doch die Gründe dazu werden leider nicht vermittelt.
Eine Schwäche die nicht aufgefangen wird. Daher kann ich nur vier von sechs Hüten vergeben.
Technisches:
Regie:
Philippe Van Leeuw Andere Filme: Le jour où Dieu est parti en voyage (2009)
Buch: Philippe Van Leeuw Andere Filme: Le jour où Dieu est parti en voyage (2009)
Schauspieler:
- Hiam Abbass (als Oum Yazan) Andere Filme: Birnenkuchen mit Lavendel (2015), Exodus: Götter und Könige (2014), Quelle der Frauen (2011)
- Diamand Bou Abboud (als Halima) Andere Filme: Abriaa Wa Laken: Innocent… However (2015), Stable Unstable (2013), Here Comes the Rain (2010)
- Juliette Navis (als Delhani) Andere Filme: The Ugly One (2013), Mein Stück vom Kuchen (2011), So ist Paris (2008)
Kamera:
Virginie Surdej Andere Filme: Wolf and Sheep (2016), Much Loved (2015), Ma belle gosse (2012)
Musik: Jean-Luc Fafchamps Andere Filme: –
Verleih: Weltkino.de
Laufzeit: 85 Minuten
Genre: Drama
Kinostart: 22. Juni 2017
Website: web
IMDB: imdb
Wiki: wiki