Filmkritik zu:
The Departure
von Reinhard
gesehen auf dem Riff 2017
Über den Film:
Man soll sich drei Dinge überlegen, die man machen will. Drei Leute, die man mag. Drei Sachen, die man liebt. Und das alles auf kleine Zettel schreiben.
Dann soll man drei dieser Zettel raussuchen, zerknüllen und wegwerfen. Dann weitere drei, dieser wichtigen Dinge im Leben. Dann soll man zwei, der restlichen drei Dinge wählen. Und dann den letzten Zettel zerknüllen. So ist die „Abreise“, das Verschwinden, der tot.
Das ist einer der Übungen die der buddhistische Priester in seiner Klasse in Japan praktiziert. Einer Klasse mit Menschen, die Selbstmord begehen wollen.
Der Fokus dieser Dokumentation liegt ganz klar auf diesem Priester. Einem Menschen, der dieser endgültigen Entscheidung schon früh begegnet ist. In einem Land, das dazu eine andere Einstellung hat, als wir hier im Westen. Und dennoch, oder gerade deshalb, versucht er diesen Menschen zu helfen. Den Fokus auf die Dinge zu lenken, die man mag, die einem am Leben erhalten.
Dabei wird sein ganzes Umfeld gezeigt. Seine Familie, seine Frau und sein kleines Kind. Die Herzprobleme, die er hat. Die Angst, die daraus entsteht um sein Glück.
Aber das Zentrum des Films ist eindeutig die selbst gewählte Arbeit. Und all zu oft seine Unfähigkeit zu helfen. Wenn ihm die Worte fehlen, um jemandem Mut zuzusprechen. Wenn er nur dabei sitzen kann und plattitüden von sich gibt. Und weiß das es leere Worte sind. Auch das er nicht abschalten kann. Diese Probleme mit in die Ehe nimmt. Sicherlich ein Grund für seine Gesundheitsprobleme. Aber wenn 50 Mails oder SMS oder Anrufe am Tag kommen, und jedes ist ein Hilferuf, wer kann da schon unbeteiligt bleiben?
Es ist die Stärke des Films, dass dieses gezeigt wird. In manchmal langen, ruhigen Sequenzen. In den Gesprächen mit seinen „Kunden“, die offensichtlich zugestimmt haben, dass dieses in einem Film Verwendung findet. Aber auch wenn er in die Disco geht, um für ein paar Stunden abzuschalten. Ein Priester der tanzt. Noch etwas das man im Westen eher selten sieht.
Der einzige Kritikpunkt den man anbringen könnte ist das das Objekt der Begierde, der Tod selbst, nicht gezeigt wird. Ich glaube einfach nicht das er eine „Erfolgsquote“ von 100% hat. Aber nie wird jemand gezeigt, der wirklich abgereist ist. Die Auswirkungen dieser Entscheidung auf Familie und Umfeld.
Der Fokus liegt eben bei den, noch, Lebenden. Eine Entscheidung der Filmemacher.
Dennoch ist der Film stark. Und als jemand den dieses Thema auch schon betroffen hat, gebe ich fünf von sechs Hüten.
Technisches:
Regie:
Lana Wilson Andere Filme: P.O.V. (2014), After Tiller (2013)
Buch:
- David Teague Andere Filme: –
- Lana WilsonAndere Filme: P.O.V. (2014), After Tiller (2013)
Kamera: Emily Topper Andere Filme: P.O.V. (2014), After Tiller (2013), Under the Sun (2009)
Musik: Nathan Michel Andere Filme: A Short Trip (2015), From This Day Forward (2015), Seven Minutes Max (2005)
Verleih: Candescent Films
FSK: noch unbekannt
Laufzeit: 87 Minuten
Genre: Dokumentation
Kinostart: noch keinen deutschen Termin
IMDB: imdb