Arthur & Claire

Filmkritik zu:

Arthur & Claire

von Reinhard

 

Über den Film:

Die Ankunft mit dem Flieger in Amsterdam, ein Zwischenstopp im Krankenhaus. Und als Arthur (Josef Hader) im Hotel eincheckt, ist alles geregelt. Nur wie er mit dem Mietwagen verfahren soll ist noch nicht ganz klar. Aber das ist eigentlich das kleinste Problem.

Ansonsten freut er sich auf ein gutes Steak, einen fruchtigen Wein und frühes Schlafengehen.

Diese Pläne werden aber heftigst durchbrochen, als aus dem Nachbarzimmer Musik kommt. Laute Musik. Grässliche Musik. An-die-Wand-klopen-nützt-nichts Musik. Also steht er vor der Tür und hämmert, bis jemand reagiert.

Aufgemacht wird von einer jungen Frau, die nichts versteht. Jedenfalls bis Arthur sich Zugang verschafft und der Krachmaschine den Todesstoß gibt. Claire (Hannah Hoekstra), so heißt die Zimmernachbarin, ist sichtlich erbost über das Eindringen in ihre Intimsphäre. Und Arthur ist seinerseits entsetzt über eine große Packung Tabletten, deren Zweck nur all zu klar ist. Der von Claire auch gar nicht abgestritten wird. Dieser Abend soll der letzte Abend ihres Lebens werden. Und Arthur macht ihr auch heftige Vorwürfe. Alle die üblichen Sprüche und Vorhaltungen kommen zu Wort. Also so Sachen wie junges Leben wegwerfen und ähnlich.

Nach einigem Hin und Her, man ist inzwischen in Zimmer von Arthur angekommen, ist man sich immer noch nicht grün. Und dort sieht Claire die Erklärung für den Arzt, dass dieser nicht haftbar ist, wenn er Morgen bei Arthur die Spritzen ansetzt. Dieser ist nämlich mit dem gleichen Ansinnen in die liberalen Niederlande gekommen.

Aber der Grantler Hader, ähm Arthur, lässt sich deshalb nicht beirren und will Claire von ihrem Vorhaben abbringen. Also rennt er ihr hinterher, als diese loszieht, neue Tabletten zu besorgen. Schnell geht ihm aber die Luft aus und Claire hilf ihm. Irgendwie sind sich die beiden ja doch sympathisch, bei allen offensichtlichen Differenzen.

Also geht man erst mal zusammen Essen und lernt sich näher kennen. Aber damit ist das Gerenne, oder zumindest das Gelaufe, für diese Nacht nicht vorbei.

Und während das Steak im Hotelzimmer kalt wird, gibt es tiefschürfende Gespräche. Gute Gespräche über Pot-rauchen oder Single Malt Whisky. Über Fleisch oder Salat. Nur die über Gründe, die die beiden zusammengeführt haben, wird lange nicht ausgesprochen.

Auch wenn es bei Arthur recht schnell offensichtlich ist, dauert es hier den halben Film, bis er darüber, und über andere Sünden seiner Vergangenheit, redet. Bei Claire dauert es dann doch schon länger, wenigstens ein Lied länger, und ist dann überraschend. Oder auch nicht.

Jedenfalls haben wir hier einen Film bei dem die zwei Protagonisten, und andere kommen kaum drin vor, aufs Herrlichste miteinander Harmonisieren. Also Harmonisieren im Sinnen von sich gegenseitig anfeinden und belauern. Und auch, manchmal schmerzhaft, offen sein. Einfach ehrliche Dialoge bei jemandem den man nicht kennt und, wenn es läuft wie es soll, auch nicht lange kennen wird. Die klassische Eine-Nacht Bekanntschaft, die manches Leben schon verändert hat.

Hier hat sich Hader, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, eine Paraderolle auf den Leib geschrieben. Und mit Hannah Hoekstra wurde einen Gegenpart gefunden, der sich nicht zu verstecken braucht. Erst dieses Begegnen auf Augenhöhe ist es auch, die diese Geschichte einer Lebensbeichte so lebhaft macht. So glaubwürdig und keine Sekunde langweilig.

Daher kann ich diesen Film ohne Einschränkungen empfehlen. Er bekommt von mir sechs von sechs Hüten.

Technisches:

Regie: Miguel Alexandre Andere Filme: Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern (2015), Der Mann mit dem Fagott (2011), Die Frau vom Checkpoint Charlie (2007)

Buch:

  • Miguel Alexandre Andere Filme: Eine verhängnisvolle Nacht (2013), Der Mann mit dem Fagott (2011), Störtebeker (2006)
  • Josef Hader Andere Filme: Wilde Maus (2017), Das ewige Leben (2015), Neues aus der Anstalt (2007-2010)

Schauspieler:

  • Josef Hader (als Arthur)Andere Filme: Wilde Maus (2017), Vor der Morgenröte (2016), Der Knochenmann (2009)
  • Hannah Hoekstra (als Claire) Andere Filme: De helleveeg (2016), Hartenstraat (2014), App (2013)

Kamera: Katharina Dießner Andere Filme: Wenn der Osten plötzlich im Westen liegt (2012), Between Worlds (2010), Der Kommissar (2010)

Musik: Stefan Broedner (u.a.) Andere Filme: Charité (2017), Die Diplomatin (2016), Familienfest (2015)

Verleih: Universum Film (UFA)
FSK: 12
Laufzeit: 98 Minuten
Genre: Tragödie/Komödie
Kinostart: 8 März 2018

Homepage: Arthur & Claire
IMDB: imdb
Wikipedia: wiki

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