Fenster Blau

Filmkritik zu:

Fenster Blau

von Reinhard

 

Über den Film:

Ein Junge, besser ein junger Mann, besucht seinen Großvater. Auf irgend einer norddeutschen Insel.

Eine Frau und ein Mann sind in einem Zimmer. Sie spielt mit Farben herum, er schnitzt etwas, womöglich Sie.

 

Das ist die Ausgangslage dieses Schwarz-Weiß-Films. Kein Vier-Personen-Stück, sondern zweimal ein Zwei-Personen-Stück. Und die einzige weitere Sprechrolle hat eine Taubstumme.

Dabei ist der Film nicht nur in Schwarz/Weiss, er hat auch blaue Farbtupfer. Etwa wenn die Frau sich in einem Farbeimer bedient und die Glasscheibe mit den Fingern einfärbt, dann sieht man ein kraftvolles Blau. Ein SW-Film in Blau könnte man sagen.

Der letzte Protagonist ist dann die Landschaft auf der Insel. Eingefangen in unglaublich kräftigen Bildern.

Und die Aufgabe des Zuschauers ist es, dieses Rätsel zu lösen. Ob es der grantige Großvater ist der seinen Enkel lieber jetzt als gleich wegschicken würde. Oder der Enkel, der sich davon nicht beeindrucken lässt. Oder der Zustand der Frau der verstörend ist, und beängstigend. Und der Mann, der darauf gar nicht reagiert, auch wenn er durchaus mit der Frau redet.

 

Die Frau ist die Mutter des Enkels. Das ist schnell klar. Taucht aber bei den beiden Männern nur im Gespräch auf, und in Fotografien. Alles andere ist nebulos.

Dabei werden die Geschichten so intensiv erzählt. Es ist klar, es gibt eine Geschichte hinter der Geschichte. Etwas das unausgesprochen bleibt. Die Kommunikation hapert, und zwar gewaltig. Tatsächlich ist die einzige Person, die normal spricht, die Taubstumme. Ein Witz, wenn die man mit den Händen reden muss, um tatsächlich zu reden. Und wenn die anderen mit ihren vielen Worten das nicht schaffen. Ein Zeichen für den Zustand dieser Beziehungen.

Und auch der Wind, eher ein Sturm, der über die Insel fegt bedeutet etwas. Die Außenwelt spiegelt die Innenwelt wieder. Wie sooft in solchen Filmen. Das aufgepeitschte Meer ist ein Spiegel für die aufgepeitschte Seele, besonders des Enkels. Der bekommt einen Fisch zum Abendessen, aber nicht die Antworten auf seine Fragen. Nicht gleich jedenfalls.

Dieser Film nach einem Theaterstück ist eine dichte Erfahrung. Auch wenn man, so wie ich, erst mal nicht kapiert um was es geht. Dabei gibt es eigentlich genügend Hinweise.

Jedenfalls kann ich diesen Film uneingeschränkt empfehlen. Er war für mich der beste Film, den ich auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2018 gesehen habe. Und dabei gab es genügend gute Filme. Aber bei diesem flog mit der Hut davon.

Daher dicke sechs von sechs Hüten.

Technisches:

Originaltiel: Nous sommes les autres

Regie: Sheri Hagen Andere Filme: Auf den zweiten Blick (2012)

Buch:

Schauspieler:

  • Dietrich Hollinderbäumer (als Großvater) Andere Filme: Schatz, nimm Du sie! (2017), Real Buddy (2014), Drei Stunden (2012)
  • Emilio Sakraya (als Ljöscha) Andere Filme: Meine teuflisch gute Freundin (2018), Rock My Heart (2017), Winnetou – Eine neue Welt (2016)
  • Marko Dyrlich (als Leo) Andere Filme: Das schönste Mädchen der Welt (2018), Out of Control (2017), Herbert (2015)
  • Kristin Hunold (als Lena) Andere Filme: Letzte Spur Berlin (2018), Familie verpflichtet (2015), Leberkäseland (2015)

Kamera: Michael Tötter Andere Filme: Bloß kein Stress (2015), Der Himmel hat vier Ecken (2011), Die Schimmelreiter (2008)

Musik: Alexander Precht Andere Filme: The Painter (2016)



Genre: Drama
Start: noch unbekannt

IMDB: imdb

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Über reinhard

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