Filmkritik zu:
Im Zweifel Glücklich
von Reinhard
Über den Film:
Brad (Ben Stiller) hat eine liebevolle Ehefrau, einen fast erwachsenen Sohn und eine Midlifekrise, die sich gewaschen hat. Also eine Lebens-Mitte-Krise, die eigentlich immer kommen kann, wenn man Zeit zum Nachdenken hat, und wenig mit dem tatsächlichen Alter zu tun hat.
Oder, wie bei Brad, wenn man sich mit seinen Ex-College-Kollegen vergleicht. Die sind nämlich erfolgreicher als er. Alle! Zumindest die drei oder vier die ihm ständig einfallen. Einer hatte seine Internetfirma mit 40 verkauft und lebt auf einer Insel. Ein andere hat einen Hedgefond mit dem er unanständig viel Geld macht, usw. Er selbst hat einen Job der ihm zwar Spaß macht, der aber nicht sexy ist, zumindest ist das seine Vorstellung darüber, wie andere davon denken.
Und das wird in schönen Bildern gezeigt. Besonders das Leben der anderen, im Luxus und ohne Sorgen. Etwa der Internettyp, wenn er mit Hund am Strand seine Runden zieht.
All das kommt hoch, als es um die Entscheidung geht, auf welche Uni der Sohn Troy (Austin Abrams) gehen soll. Der ist leidenschaftlicher Musiker und will einfach in Ruhe komponieren.
So beginnt das, typisch amerikanische Karussell, bei dem es darum geht, das eigene Kind in eine der renommierten Universitäten unterzubringen. Ein Ausflug nach Boston steht an, Interviews sollen geführt werden. Dem Sohn freut sich zwar über die gemeinsame Zeit mit Daddy, aber irgendwie peinlich ist der alte Herr dann schon. Das zeigt sich, als die beiden Essen gehen und eine ehemalige Mitschülerin des Sohnes auch mitkommt, die inzwischen studiert. Jung, hübsch, voller Elan und Enthusiasmus.
Stolz schildert Brad sein Leben, als jemand der NGOs bei der Arbeit hilft. Etwas dass Eindruck hinterlässt. Erst später am Abend gesteht er, sich und der charmanten Begleitung, dass er das Gefühl hat, das er etwas falsch gemacht hat. Er hätte aufs Geld zielen sollen. Typen wie Bill Gates verändern die Welt, bestimmt nicht er mit seiner Non-Profit-Organisation. Und man sieht, wie er immer mehr an Achtung bei der jungen Frau verliert. Und er sieht es auch.
Aber das Schlimmste kommt noch. Bei den Bewerbungen geht was schief. Bei einer der Unis, einer der Wichtigen, gab es Probleme mit dem Interview. Ob da nicht einer der Freunde aus der Collegezeit helfen könne, fragt ganz harmlos die Ehefrau am Telefon. Brad ist das gar nicht recht. Aber wenn die Zukunft des Sohnes auf dem Spiel steht … und so beißt er in den sauren Apfel. Und stellt sich den Geistern seiner ach so lange verdrängten Krise.
Und so geht dies charmante Komödie in die nächste turbulente Runde. Garniert mit den sichtbaren Vorstellungen seine Fantasie sowie viel Erklärungen aus dem Off. Dabei sieht man als Zuschauer, dass es ihm eigentlich nicht so schlecht geht. Dass er sich kleiner macht, als es nötig wäre. Während er seine Ex-Kollegen zu wahren Giganten aufplustert.
Und überhaupt ist es nicht besser, im Zweifelsfall einfach glücklich zu sein? Aber soweit denkt er lange Zeit nicht. Dabei ist dies das Thema des Films, und nicht nur dessen Titel.
Aber manche Wendungen sind dann doch arg konstruiert. Manche Befürchtungen erkennbar aus der Luft gegriffen. Und das ist schade, denn das hemmt die Geschichte, nimmt Geschwindigkeit raus und bringt die Erzählung zum Stocken.
So bleibt dann doch nur eine mittelprächtige Tragikomödie. Auch wenn die ohne Ben Stiller vermutlich ganz abgestürzt wäre. Retten konnte er sie dann doch nicht, nicht ganz. Also etwas das man sich ansehen kann. Aber irgendwann im Fernsehen reicht eigentlich auch.
Daher gibt es nur drei von sechs Hüten.
Technisches:
Originaltitel: Brad’s Status
Regie: Mike White Andere Filme: Mamma Dallas (2016), Enlightened – Erleuchtung mit Hindernissen (2011-2013), Year of the Dog (2007)
Buch: Mike White Andere Filme: Beatriz at Dinner (2017), Mamma Dallas (2016), Year of the Dog (2007)
Schauspieler:
- Ben Stiller (als Brad Sloan) Andere Filme: Gefühlt Mitte Zwanzig (2014), Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (2013), Nachts im Museum (2006)
- Austin Abrams (als Troy Sloan) Andere Filme: Wir gehören nicht hierher (2017), Margos Spuren (2015), Kings of Summer (2013)
- Michael Sheen (als Craig Fisher) Andere Filme: Passengers (2016), Nocturnal Animals (2016), Midnight in Paris (2011)
Kamera: Xavier Grobet Andere Filme: Whiskey Tango Foxtrot (2016), The Incident (2013), Nacho Libre (2006)
Musik: Mark Mothersbaugh Andere Filme: Vacation – Wir sind die Griswolds (2015), The LEGO Movie (2014), 21 Jump Street (2012)
Verleih: Weltkino Filmverleih
FSK: 0
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Komödie
Kinostart: 29 März 2018
IMDB: imdb