Filmkritik zu:
Der Rausch
von Reinhard
Über den Film:
Die Schüler respektieren ihn nicht. Mit der Frau, also das ist auch schwierig. Damit ist nach außen hin alles gut.
Sicherer Job als Lehrer.
Haus. Zwei Kinder. Der Klassiker. Offensichtlich auch in Dänemark.
Aber unter der Oberfläche brodelt es eben. D.h. es brodelt noch nicht. Aber irgend was ist da.
Bei der Feier des 40 zigsten eines Kollegen kommt das zu Sprache. Anscheinend geht es nicht nur ihm so.
Einer hat eine Idee. Also nicht seine, die hatte jemand anderes. „Der Mensch ist mit 0,5 Promille zu wenig geboren“. Also natürlich Promille Alkohol. Eine gewagte These. Eine, die überprüft werden muss.
Und so nehmen sie die vier Lehrer vor, vom Frühstück an, bis zum frühen Abend, aber auch nicht länger, dieses Level zu halten. Also hier ein Bier, dort ein Schnaps. Unverdächtig aus der Thermoskanne. Oder heimlich auf dem Klo. Kontrolliert durch einen Alkoholtester.
Und das Wunder geschieht. Es läuft wirklich besser. Die Ideen sprießen, der Unterricht wird kreativer. Die Schüler nehmen es dankend an, ziehen mit. Auch die eigene Frau merkt das sich was geändert hat. Es läuft wieder.
Aber das war nur die erste Stufe. Es kommt eine zweite. Und auch dabei bleibt es nicht.
Dabei ist in der Eröffnungssequenz zu sehen, wie Leute mit der Bierkiste um den See rennen und saufen. Allerdings sind es da nicht die Lehrer. Es ist die Abschlussklasse der Schule. Eine Mutprobe. Ein Erwachsen werden. Ein aufgenommen werden in die Gesellschaft. Und in unserer Gesellschaft ist da Alkohol praktisch allgegenwärtig.
Man kann ihm praktisch nicht entkommen. Und vor allem, man will es nicht.
Dabei hat der Film seine lustigen Momente. Etwa die Suche nach dem frischen Fisch. Und bei einem anderen Regisseur wäre das womöglich peinlich geworden. Aber hier funktioniert’s. Super lustig, das ganze Kino hat gegrölt, ohne die Besoffenen zum Abschuss freizugeben. Das sind ja immer noch Menschen. Thomas Vinterberg kann das halt.
Und Mads Mikkelsen, der Hauptdarsteller, setzt das auch richtig um, also glaubwürdig. Und deshalb ist es auch nicht einfach eine Gesellschaftskritik, und schon gar kein Lehrfilm über Alkoholismus. Es geht einfach um einen Mann in mittleren Jahren, der eine Lösung für seine Probleme sucht. Und diese, auf jeden Fall am Anfang, auch findet.
Aber, der dann auch merkt dass dieses was kostet. Dass der Preis womöglich zu hoch ist. Die Gruppe trifft eine Entscheidung. Auch, weil das ganze Experiment nicht mehr so ganz geheim ist. Aber das ist noch nicht das Ende.
Mir hats gefallen. Es wird nicht moralisiert, so was hasse ich, sondern einfach es ist eine Geschichte die sich in der Nachbarschaft abspielen könnte. Also in der entfernten Nachbarschaft. Denn mit Alkohol, da hat doch niemand Probleme. Aber was ist Ohne?
Von mir bekommt der Film jedenfalls fünf meiner sieben Hüte. Also ein „Sehr guter Film“.
Und da es in den meisten Kinos neben Popcorn auch Bier gibt, kann man ja die Probe auf das Exempel machen.
Prost.
Technisches:
Originaltiel: Druk
Regie: Thomas Vinterberg Andere Filme: Kursk (2018), Die Jagd (2012), Das Fest (1998)
Buch:
- Thomas Vinterberg Andere Filme: Die Kommune (2016), Die Jagd (2012), Das Fest (1998)
- Tobias Lindholm Andere Filme: Die Kommune (2016), Die Jagd (2012), Borgen: Gefährliche Seilschaften (2010-11)
Darsteller:
- Mads Mikkelsen (als Martin) Andere Filme: Doctor Strange (2016), Michael Kohlhaas (2013), Die Königin und der Leibarzt (2012)
- Thomas Bo Larsen (als Tommy) Andere Filme: Park (2016), The Idealist – Geheimakte Grönland (2015), Die Jagd (2012)
- Magnus Millang (als Nikolaj) Andere Filme: Kursk (2018), Die Kommune (2018), Erbarmen (2013)
- Lars Ranthe (als Peter) Andere Filme: Kleiner Aladin und der Zauberteppich (2018), Die Kommune (2018), Die Jagd (2012)
Kamera: Sturla Brandth Grøvlen Andere Filme:Ein Leben zwischen den Zeiten (2020), The Discovery (2017), Victoria (2015)
Verleih: Weltkino Filmverleih
FSK: ??
Laufzeit: 116 Minuten
Genre: Drama, Komödie
Start: 28 Januar 2021
Wikipedia: wiki