Filmkritik zu:
Der Hochzeitsschneider von Athen
von Reinhard
Über den Film:
Der Anfang ist schon vielversprechend.
Ratternde Maschinen, tapsende Schuhe, ein Mann der sich eine einen guten Anzug anzieht. Einen den er selbst gemacht hat, denn er ist Schneider. Einer, der sich in seinem Fach auskennt. Der viel Erfahrung hat, der das bei seinem Vater gelernt hat.
Und dann steht er im Laden, die Stoffballen im Hintergrund, manch schöne Jacketts und gute Anzüge auf der Stange und wartet auf Kunden.
Nur, die kommen nicht.
Denn wir sind in Griechenland und die Wirtschaftskrise hat zugeschlagen. Ein guter Anzug kostet Geld, richtig Geld. Geld das niemand hat. Die Geschäfte gehen schlecht. Die Bank hat schon Pfändung angedroht. Und der einzige Kunde der kommt ist gar keine Kunde, das ist der eigene Vater.
Und dieser Vater ist auch keine Hilfe, selber krank und hat außer Tipps auch nichts zu bieten.
Kurz danach mach der Schneider das, was andere auch schon gemacht habe. Er packt seine Muster und Proben auf einen Wagen und zieht diesen bis zum nächsten Markt. Dort steht er dann und wartet auf Kunden. Die zwar kommen, aber oft auch schnell wieder gehen wenn die Preise genannt werden.
Und in der Zeit dazwischen verbringt er Zeit mit seiner Freundin. Einem kleinem, vorlauten Mädchen aus der Nachbarschaft. Mit einem Spiegel wird die Aufmerksamkeit des anderen gewonnen, und kleine Briefchen werden über die Wäscheleine verschickt. Analoges WhatsApp sozusagen. Auch mit deren Mutter versteht er sich gut, und der Vater lädt den komischen Kauz auch mal zu einem Schnaps ein, oder dreien.
Die Geschäfte gehen etwas besser als er auch Frauenkleider in seine Sammlung aufnimmt. Und die Nachbarin hilft auch dabei.
Aber richtig interessant wird es erst, als er gebeten wird ein Hochzeitskleid zu machen. Etwas, das er noch nie gemacht hat. Eine Idee die dem Vater überhaupt nicht gefällt. Und doch zieht er es durch, auch bei allen Zweifeln die er selbst hat. Und es funktioniert.
Das spricht sich rum.
Denn eigentlich sollte es ein Film über die Wirtschaftskrise werden, wie die Regisseurin im Gespräch erzählt. Doch dann wurde es eher ein Film über einen Mann der, selbst nicht mehr jung, sich endlich von seinem Vater emanzipiert. Und auch wenn die Männeranzüge seine Profession sind, so sind die Hochzeitskleider sein Liebe.
Also ist es eher ein Film über einen der auszog das Leben zu finden, und es auch findet. Auch wenn es natürlich Rückschläge gibt. Etwas Dramatik muss ja schließlich sein.
Und so bekommt dieser unterhaltsame Film vier meiner sieben Hüte, also „Guter Film“.
Technisches:
Originaltiel: Raftis
Regie: Sonia Liza Kenterman Andere Filme: White Sheet (2015), Nicoleta (2013)
Buch:
- Sonia Liza Kenterman Andere Filme: White Sheet (2015), Nicoleta (2013)
- Tracy Sunderland Andere Filme: Breakaway (2014), Nicoleta (2013)
Darsteller:
- Dimitris Imellos (als Nikos) Andere Filme: Persephone (2020), Hronia polla (2017), Notias (2016)
- Tamilla Koulieva (als Olga) Andere Filme: Meteora (2012), Ftasamee!… (2004), …ki avrio mera einai (2001)
- Thanasis Papageorgiou (als Lilly) Andere Filme: Apostratos (2019), Son of Sofia (2017), O ehthros mou (2013)
Kamera: Giorgos Mihelis Andere Filme: Eteros ego (2016), Gelobt sei der kleine Betrüger (2016), September – Alles hat seine Zeit (2016)
Musik: Nikos Kypourgos Andere Filme: Polyxeni: Mia istoria apo tin Poli (2017), I ypografi (2011), Unmögliche Liebesgeschichten (2004)
Verleih: Neue Visionen
FSK: ohne Altersbeschränkung
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Komödie
Start: 26 August 2021
Homepage: Homepage
IMDB: imdb