Filmkritik zu:
Je suis Karl
von Reinhard
Über den Film:
Die Bombe geht hoch.
Viele Menschen sterben. Und etliche Leben werden zerstört.
Die Etlichen, das sind die, nicht vor Ort waren. Wie etwa der Vater der gerade die Wohnung verlassen hatte, weil er im etwas Auto vergaß. Es sind jene die Überlebten, wie die Tochter, weil sie überhaupt nicht zu Hause war. Das Zuhause wo die Frau und Mutter, und die zwei jüngeren Geschwister, zerfetzt wurden.
Das sind die, Vater und Tochter, die in irgendeinem Provisorium unterkommen. Von der Polizei beschützt, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, vor allem der Presse. Einer Öffentlichkeit, die über diesen mutmaßlichen islamistischen Terroranschlag spekuliert. Und allzu gerne ein Interview hätte oder wenigstens ein paar Bilder der zerstörten Leben.
Doch diese Leben kämpfen ihren eigenen Kampf. Mit den eigenen Gespenstern. Sie sind nicht wirklich eine Hilfe bei der Aufklärung der Tat. Und Vater und Tochter driften auch weiter auseinander.
Derweil lernt die Tochter jemanden kennen. Vielleicht ein Freund, oder zumindest ein Vertrauter. Ein politischer Aktivist, wie sich herausstellt, und mit ihm geht sie nach Prag, zu einem Kongress.
Es finden sich dort junge Leute, die für ihr Europa kämpfen. Ein Europa ohne Immigranten, oder wo doch diesen zumindest ihre Grenzen aufgezeigt werden. Dabei ist er nicht rechts, wie er immer wieder betont. Ein klares Zeichen, dass es das doch ist.
Aber er ist auch charmant und charismatisch. Kann gut Reden, ist ein Star in der Szene. Und die Tochter wird gefangen von der Stimmung und den Begegnungen. In einer emotionalen Ausnahmesituation erlebt sie hier Vertrautheit und Anteilnahme. Wird aufgenommen und schwimmt in dem Gefühl.
Während zur gleichen Zeit der Vater nicht weiß wo die Tochter ist, sich vor Sorge verzehrt.
Das ist die Ausgangslage dieses Dramas, das durch hervorragende Schauspieler glänzt. Aber mehr noch, ein klasse, überzeugendes Buch. So gut geschrieben, dass sich einem an manchen Stellen die Nackenhaare aufstellen. Denn die Handlungsweisen sind überzeugend, von beiden Seiten. Und das ist es was auch Angst macht, aber eben nicht auf die billige Art.
Daher bekommt er von mir fünf meiner sieben Hüte, ein „sehr gut“.
Technisches:
Regie: Christian Schwochow Andere Filme: Deutschstunde (2019), Paula – Mein Leben soll ein Fest sein (2016), Bornholmer Straße (2014)
Buch: Thomas Wendrich Andere Filme: Ich und Kaminski (2015), Freischwimmer (2007), Maria am Wasser (2006)
Darsteller:
- Luna Wedler (als Maxi Baier) Andere Filme: Dem Horizont so nah (2019), Der Läufer (2018), Das schönste Mädchen der Welt (2018)
- Jannis Niewöhner (als Karl) Andere Filme: Narziss und Goldmund (2020), Der Fall Collini (2019), Smaragdgrün (2016)
- Milan Peschel (als Alex Baier) Andere Filme: Jim Knopf und die Wilde 13 (2020), Gundermann (2018), Ich und Kaminski (2015)
Kamera: Frank Lamm Andere Filme: Deutschstunde (2019), Jugend ohne Gott (2017), Paula – Mein Leben soll ein Fest sein (2016)
Musik:
- Floex Andere Filme: –
- Tom Hodge Andere Filme: Der Mauretanier (2021), The Billion Dollar Game (2020), Common People (2013)
Verleih: Pandora Film
FSK: 12
Laufzeit: 126 Minuten
Genre: Drama
Start: 16 September 2021
IMDB: imdb
Wikipedia: wiki