Filmkritik zu:
Maïna – Das Wolfsmädchen
von Reinhard
gesehen auf dem „Galway Film Fleadh 2014“
Über den Film:
Wie ist es so, wenn man entführt wird? Nicht für ein paar Tage. Sondern für lange, womöglich den Rest des Lebens? Weg von der Familie, der vertrauten Umgebung, in ein fremdes Land.
Der Film Maïne spürt genau dem nach.
Maïne ist dabei die Hauptperson in diesem Film. Er spielt in Kanada, bevor die Europäer es entdecken. Maïne gehört zu einem Stamm der Innu. Diese leben im Süden, wo es warm ist, und die Wälder voll von Wild sind.
Maïne ist gerade in den Kreis der Erwachsenen Frauen aufgenommen worden, hat aber noch keinen Mann gesehen. Da es ihrer Freundin schlecht geht, übernimmt sie die Verantwortung für Nipki, deren elfjährigen Sohn.
Bis dann Fremde in der Gegend auftauchen.
Erste Zarte versuche einer friedlichen Verständigung scheitern, nicht zuletzt, weil keiner die Sprache des anderen spricht. Es kommt zum Kampf.
An dessen Ende ist Nipki in der Gewalt der Unbekannten. Maïne folgt ihnen und wird auch gefangen. Das seltsam ist, dass Sie eine der Fremden aus ihren Träumen kennt. Und auch dieser hat die Frau im Traum schon gesehen.
Die Fremden sind Inuit, die in dem Land ohne Bäume leben. Und genau dahin geht es jetzt wieder. Maïne lernt, das die Fremde nicht nur Böse sind. Sie helfen etwa Nipki, als dieser in Gefahr gerät, riskieren das eigene Leben.
Und so geht es in die Eiswüste.
Maïne ist dabei nicht nur verfilmte Folklore. Mehr als ein Stück lebender Anthropologie. Das Gefühl in eine fremde Welt geworfen zu sein kennt jeder der, freiwillig oder nicht, in einer Kultur landet, deren Regeln man nicht kennt, dessen Sprache man nicht spricht, keinen Halt hat.
Dabei ist Maïne stark und hat eine Aufgabe, über Nipki zu wachen, die sie fordert und anspornt. Daher ist es auch ein Film über Menschen in solchen Ausnahmesituationen. Und ein Guter dazu.
Auch wenn nicht klar wird, warum Nipki entführt wurde oder warum die beiden zu den über 2000 km entfernten Stätten der Inuit gebracht werden. Denn zumindest uns westlich geprägten Menschen ist ein Traum als Erklärung zu wenig.
So ist doch die eigentliche Geschichte zwar gut gespielt, interessant umgesetzt. Aber dennoch ist der Film nicht überzeugend, will vielleicht zu viele Themen auf einmal bearbeiten. Er will eben nicht nur ein Abenteuerfilm sein, ein Roadmovie, ein Mysterystreifen. Sondern auch noch Bilden und Lehren. Etwas viel auf einmal.
Technisches:
Originaltitel: Maïna
Regie: Michel Poulette Andere Filme: Tipping Point (2007), Histoire de famille (2006), Agent of Influence (2002)
Buch:
- Pierre Billon Andere Filme: –
- Dominique Demers Andere Filme: L’incomparable mademoiselle C. (2004), La mystérieuse mademoiselle C. (2002)
Darsteller:
- Reneltta Arluk (als Aputik) Andere Filme: Boy vs Japan (2010), Someplace Better (2001)
- Mary Buscemi (als Mikijuq) Andere Filme: –
- Tantoo Cardinal (als Tekahera) Andere Filme: Chasing Shakespeare (2013), Eden (2012), Shouting Secrets (2011)
Kamera: Allen Smith Andere Filme: Les doigts croches (2009), Die drei Musketiere (2005), Die große Verführung (2003)
Musik:
- Michel Cusson Andere Filme: Coteau Rouge (2011), My First Wedding (2006), Le génie du crime (2006)
- Kim Gaboury Andere Filme: Ich, Leonardo da Vinci (2013), Au Pays des Têtes à Claques (2012), Coteau Rouge (2011)
Verleih: MFA+
FSK: 12
Laufzeit: 102 Minuten
Genre: Drama
DVD-Start: 10. November 2014
Wikipedia: wiki (engl.)
IMDB: imdb