Filmkritik zu:
Magallanes
von Reinhard
gesehen auf dem „Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg 2015“
Über den Film:
Eine Straße, fünf Männer, eine gelbe Linie, die noch nicht existiert.
Als Toño seinen Job als Nachtwächter verliert, war ihm klar das es nur noch abwärts gehen konnte. Tatsächlich muss man es wohl Glück nennen, als er wenig später einen Job an einer Tankstelle findet, auch wenn das Geld nicht wirklich regelmäßig kommt. Die guten Zeiten sind eben vorbei, und werden, in seinem Alter, wohl auch nicht wieder kommen.
Es gibt ein Aufflackern der alten Zeiten, als er an der Tankstelle erkannt wird. Ein Ingenieur erinnert sich an sein Gesicht und seinen Namen. Beide waren zusammen beim Straßenbau tätig, vor 30 Jahren oder so. Und er bietet Toño einen Job an. Eine Straße braucht einen neuen Mittelstreifen. Das Einkommen ist gut, und daher muss nicht lange überlegt werden, ob er dieses Angebot annimmt.
Wenige Tage später trifft er sich mit den anderen Arbeitern. Er, der Vorarbeiter, ist verantwortlich für die Arbeit, wie für die Leute. Da ist der Lustige, der früher im Zirkus gearbeitet hat. Und der Große, der nichts über sich erzählen will. Das Kind den keiner für voll nimmt. Und der Seltsame, der nicht einzuschätzen ist.
Dann stehen die Männer am Ausgangspunkt. Je einer sichert am Anfang und Ende die Straße. Einer bedient die Maschine, die die Mittellinie zieht. Und die andern sorgen dafür, dass Farbe da ist, der Truck geholt wird und was sonst so notwendig ist.
Die Einweisung geht schnell, die Maschine ist leicht zu bedienen. Jetzt sind es nur noch 200 km und zwei Wochen Zeit bis zum Ziel. Denn danach beginnt die Regenzeit und an Arbeiten auf der Straße ist dann nicht zu denken.
Um Geld zu sparen, beschließen die Männer sich keine Pension zu suchen sonder ein Lager in der den kargen Feldern neben der Straße aufzuschlagen. Ein Lagerfeuer ist schnell gemacht, etwas zu essen auch. Und am nächsten Morgen ist der Seltsame weg, und der Truck auch. Immerhin hat er die komplette Ausrüstung da gelassen. Aber dennoch wird erst mal kräftig geflucht, bevor überlegt wird was jetzt gemacht werden soll oder überhaupt möglich ist.
Aber es ist eigentlich klar, das man die Markierungsarbeiten weiter machen will, solange das überhaupt möglich ist. Jeder braucht das Geld und Toño hat ja die Verantwortung übernommen. Und so Quälen sich die Männer. Die Ausrüstung wird auf der Schubkarre transportiert. Und bei jeder Gelegenheit werden die Lebensmittel und vor allem der Wasservorrat aufgestockt. Denn die Arbeit in der Hitze ist schweißtreibend.
Aber so nach und nach, in den Pausen und am abendlichen Lagerfeuer, öffnen sich die Menschen. Der Junge erzählt seine Geschichte, warum er auf diese Weise sein Geld verdient. Ebenso der Verschlossene. Und irgendwann, viel später öffnet sich sogar Toño, erzählt, warum er so lange nicht mehr auf der Straße gearbeitet hat. Und ebenso die Geschichte mit seiner Frau und seinem Sohn.
Nach einigen Tagen passiert etwas das die Arbeit wieder leichter macht. Es beginnt eine fast schon unbeschwerte, regelrecht schöne Zeit.
Es ist ein echtes Roadmovie, das man hier sieht, einen Straßenfilm. Eine Männergesellschaft auf dem Weg von A nach B. Man kennt sich nicht, wird sich aber im Laufe der Zeit kennenlernen. Und obwohl, zumindest scheinbar, nichts passiert, gibt es doch einen Fortschritt, der sich nicht in Kilometern messen lässt. Man vertraut einander. Nicht nur das man vor heranfahrenden Autos rechtzeitig gewarnt wird, sondern auch das man persönliche Dinge erzählt. Etwa wenn der Verschlosse sich offenbart, sagt das er früher Lkw gefahren ist und warum er es jetzt nicht mehr macht.
Dabei sind es diese Nuancen, die den Film ausmachen, so speziell machen. Und völlig zurecht hat er auch den Großen Preis des Filmfestivals Mannheim-Heidelberg 2015 gewonnen, gegen 21 andere Filme aus aller Welt.
Technisches:
Original Titel: La delgada línea amarilla
Regie:
Celso R. García Andere Filme: La leche y el agua (2006), Pata de gallo (2004), Protestosterona (2003)
Buch:
Celso R. García Andere Filme: Floppy (2008), La leche y el agua (2006), EnZapato (2004)
Schauspieler:
- Damián Alcázar (als Toño) Andere Filme: Magallanes (2015), Olvidados (2014), García (2010)
- Joaquín Cosio (als Gabriel) Andere Filme:Lone Ranger (2013), A Better Life (2011), James Bond 007 – Ein Quantum Trost (2008)
- Silverio Palacios (als Atayde) Andere Filme: Eisenstein in Guanajuato (2015), Familienträume (2011), Die Legende des Zorro (2005)
Kamera: Emiliano Villanueva Andere Filme: Hidalgo – La historia jamás contada. (2010), Morenita, el escándalo (2018), Así (2005)
Musik: Dan Zlotnik Andere Filme: Carmin Tropical (2014), Viento aparte (2014), Violanchelo (2008)
Laufzeit: 95 Minuten
Genre: Drama
IMDB: imdb