Filmkritik zu:
Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft
von Reinhard
Über den Film:
Zwei Männer, eine Mission, eine Leidenschaft. Worte. Mächtige Worte, farbige Worte. Worte die eine Geschichte erzählen, Menschen zum Weinen bringen, oder zum Lachen. Der eine schreibt und der andere redigiert und veröffentlicht. Der eine ist
Thomas Wolfe, gespielt von Jude Law. Der Andere ist Max Perkins, verkörpert von Colin Firth.
Der Autor kommt mit einem viel zu umfangreichen Skript zum Verleger. Andere haben schon abgesagt. Aber er erhält keine weitere Absage, Perkins ist angetan von dem Werk. Sehr angetan. So sehr das er sich verpflichtet das Buch zu veröffentlichen, und auch schon einen Scheck mit dem Vorschuss ausstellt. Aber er ist Profi genug, um zu sehen, dass dieses Werk noch eine Überarbeitung braucht. Und das ist die Ausgangssituation des Films.
Perkins hat also Wolfe im Büro. Der Scheck ist überreicht. Der Schreiber ist überglücklich. Auch der Hinweis das der Roman gekürzt werden muss, schreckt ihn nicht, will am besten gleich anfangen.
Und so sitzen die zwei Männer im Büro von Perkins, in New York, im Jahr 1929. Und kämpfen. Um die richtige Formulierung, das korrekte Adjektiv. Aber vor allem darum, ob ein Absatz wirklich uns Buch muss. Denn das Werk ist, nun nennen wir es umfangreich.
Eine Belastung für Wolfes Beziehung zu einer verheirateten Frau, mit der er zusammenlebte. So wie für Perkins, mit Frau und lauter Töchtern. Aber die Zeit geht rum. Das Buch wird veröffentlicht. Und “Schau heimwärts, Engel!” wird ein Erfolg. Ein durchschlagender. Ein autobiografisches Werk, das von den Kritikern und dem Publikum geliebt wird.
Perkins genießt das Ansehen, das Geld. Aber Aline Bernstein (Nicole Kidman), die Geliebte und Mäzenin von Wolfe, fühlte sich an den Rand gedrängt, wird eifersüchtig auf Max Perkins.
Und kurz danach kommt Wolfe mit seinem nächsten Buch. Wo das Erste umfangreich war, ist dieses voluminös. Wo im Ersten die Absätze nicht enden wollten, sind es jetzt die Seiten, die überquellen vor Worte. Und so beginnt es wieder. Die Frage, was kann gestrichen werden, was zumindest gekürzt.
Und tatsächlich sind das die schönsten Szenen im Film, wenn der sehr korrekte Perkins, fast schon britisch, und der Wirbelwind Wolfe darum streiten, wie man die erste Begegnung mit der zukünftigen großen Liebe beschreiben soll. Soll da wirklich der Ellbogen mit Meeresfrüchten verglichen werden, oder sind die Augen Himmelsblauen, oder einfach nur Blau?
Auch in das Umfeld wird der Zuschauer sanft eingeführt. Die Familie von Perkins, seine Liebe zu seiner Frau und den Kindern. Ebenso wie Wolfes Verhältnis zu der wesentlich älteren Bernstein.
Und doch hat die Geschichte Starschwierigkeiten. Es dauert eine weile, bis alle Figuren ihren Platz gefunden haben. Sicht alles beruhigt, der Film seinen Rhythmus findet. Dann wird er aber sehr schön, beschreibt diese, ja was eigentlich – wohl eine Freundschaft, zwischen diesen so grundverschiedenen Männern. Auch die Familiengeschichten drum herum sind nie aufgesetzt, nie nur ein Anhängsel.
Daher kann ich diesen Film, der übrigens nach einer wahren Begebenheit erzählt wird, empfehlen.
Technisches:
Originaltitel: Genius
Regie: Michael Grandage Andere Filme: –
Buch:
- A. Scott Berg Andere Filme: American Masters (2001), Making Love (1982)
- John Logan Andere Filme: James Bond 007 – Spectre (2015), Hugo Cabret (2011), Last Samurai (2003)
Schauspieler:
- Colin Firth (als Max Perkins) Andere Filme: Kingsman: The Secret Service (2014), Dame, König, As, Spion (2011), The King’s Speech – Die Rede des Königs (2010)
- Jude Law (als Thomas Wolfe) Andere Filme: Grand Budapest Hotel (2014), Hugo Cabret (2011), Sherlock Holmes (2009)
- Nicole Kidman (als Aline Bernstein) Andere Filme: Australia (2008), Die Dolmetscherin (2005), Eyes Wide Shut (1999)
Kamera: Ben Davis Andere Filme: Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron (2015), Best Exotic Marigold Hotel (2011), Hannibal Rising – Wie alles begann (2007)
Musik: Adam Cork Andere Filme: London Road (2015)
Verleih: Wild Bunch
FSK: 12
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Drama
Kinostart: 11. August 2016
Wikipedia: wiki
IMDB: imdb