Filmkritik zu:
Dunkirk
von Reinhard
gesehen auf dem „Galway Film Fleadh 2017“
Über den Film:
Kein Spielfilm. Jedenfalls kein Klassischer. Während der ersten Minuten wird praktisch nicht gesprochen. Und auch im restlichen Film beschränkt sich das Reden auf das Nötigste. Hauptsächlich das Technische, um die Handlung weiter zu bringen. Selten wird Grundsätzliches erörtert. Denn das Grundsätzliche ist, für jeden einzelnen Protagonisten, klar. Was auch immer das dann bedeuten mag.
Es ist Krieg. Hier ist es der 2. Weltkrieg. Soldaten der Alliierten stecken fest. In der Stadt und am Strand von Dünkirchen. Jeder will raus. Die Schlangen am Strand sind endlos. Aber diese führen ins Leere. Es kommen keine Schiffe. Es ist praktisch keine Hilfe vorhanden. Die wenigen Transporter sind für die Verwundeten reserviert.
Beschränk auf wenige Spots erzeugt Regisseur Christopher Nolan ein beklemmendes Gefühl der Angst. Eingesperrt sein in der Weite. Hinter den Soldaten die anrückenden Deutschen. Vorne das Meer. Nolan findet Bilder die das Vermitteln. Und Musik die das trägt. Es ist kein Spielfilm, wie man ihn kennt. Vielleicht ein Gedicht, in dem, auf 106 Minuten eingedampft, die Hoffnungslosigkeit gezeigt wird. Ein Haiku. Ein ganz langes Haiku.
So lang wie der Weg den manche zurücklegen, um in Sicherheit zu sein. Oder zumindest scheinbarer Sicherheit. Dabei ist es die Musik, die den Bogen spannt. Die Spannung vorgibt. Während die Kamera die Bilder malt, die ihresgleichen sucht. Und das sind nicht die Momente wo Soldaten um ihr Leben rennen, und kaum einer das überlebt. Das sind die Bilder derer diese schon in Jubel ausbrechen, weil einer einen kleinen Schritt tut. Oder die Helme, die im Sand zurückbleiben.
Es ist kein Schauspielerfilm, auch wenn gute Schauspieler mitmachen. Es ist die Weite, die dem Film Raum gibt. Wenn die Flieger ewig lange in der Luft bleiben. Oder völlig überraschend von gegnerischen Flugzeugen attackiert werden. Dabei sieht man die Deutschen nie. Ihre Maschinen, ja. Ihre Bomben, ja. Aber ein Gesicht bekommen diese nicht. Das ist nicht Thema des Films.
Und wenn man das wenige Reden auch noch herausgeschnitten hätte, wäre es ein großartiger Film geworden.
So vergebe ich fünf von sechs Hüten.
Technisches:
Regie:
Christopher Nolan Andere Filme: Interstellar (2014), The Dark Knight (2008), Memento (2000)
Buch:
Christopher Nolan Andere Filme: Interstellar (2014), The Dark Knight (2008), Memento (2000)
Schauspieler:
- Fionn Whitehead (als Tommy) Andere Filme: Him (2016)
- Damien Bonnard (als Französischer Soldat) Andere Filme: Thirst Street (2017), Voir du pays (2016), Rester vertical (2016)
- Kenneth Branagh (als Commander Bolton) Andere Filme: My Week with Marilyn (2011), Radio Rock Revolution (2009), Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002)
Kamera:
Hoyte Van Hoytema Andere Filme: Interstellar (2014), Her (2013), Dame, König, As, Spion (2011)
Musik:
Hans Zimmer Andere Filme: Hidden Figures: Unerkannte Heldinnen (2016), Batman v Superman: Dawn of Justice (2016), Interstellar (2014)
Verleih: Warner Bros.
Laufzeit: 106 Minuten
Genre: Drama, Kriegsfilm
Kinostart: 27. Juli 2017
wiki: wiki
IMDB: imdb