Mackie Messer – Brechst Dreigroschenfilm

Filmkritik zu:

Mackie Messer – Brechst Dreigroschenfilm

von Reinhard

 

Über den Film:

Ein Film über einen Film. Einen Film nach einer Oper. Einen Film über Schwierigkeiten bei der Verfilmung dieses Stoffes.

Ausgangspunkt ist die Uraufführung der Dreigroschenoper von Bertold Brecht, 1928.

Entgegen allen Voraussagen wird es ein Erfolg. Ein riesen Erfolg. Obwohl, oder gerade weil, hier dem Kapitalismus in einmaliger Form ein Spiegel vorgehalten wird.

Ein Erfolg, der neue Dinge möglich macht. Etwa einen Film. Obwohl Brecht vorher einen Film rigoros ablehnte, verkauft er kurz darauf diese Rechte, behält sich aber die künstlerische Leitung vor.

Und in diesem Film wird über lange Zeit die Diskussion zwischen Brecht und den Filmproduzenten gezeigt. Die entsprechenden Szenen werden singend und tanzend auch gleich gezeigt. So findet das Spiel auf zwei Ebenen statt. Einmal die Realität, zum anderen die Handlung aus der Oper. Einmal ist Tobias Moretti der Schauspieler, der den Launen von Brecht ausgesetzt ist, und dessen Laune alle ertragen müssen. Zum anderen ist er Mackie Messer, dessen Erfolge und Misserfolge in der Moritat besungen werden.

Beide Handlungsstränge sind stimmig inszeniert. Die 20er Jahre des Bertold Brecht glaubhaft umgesetzt. Ebenso wie die Oper, die in London spielt.

Und so ganz nebenbei wird hier dann doch die gespaltene Gesellschaft der 20er Jahre skizziert.

Was stört, ist eine etwas theatherhafte Sprache, speziell von Brecht. Offensichtlich haben die Produzenten diesem nur Originalzitate sprechen lassen. Und das funktioniert nicht so gut. Während die anderen handelnden Personen normal, frei, und glaubhaft Sprechen. In der Oper, also im Film im Film, ist das ohnehin kein Problem. Auch wenn lange Passagen gesungen werden. Aber das erwartet ja von einer Oper.

Wobei diese Oper aber nicht wie eine Oper von Mozart ist. Sie spiegelt sehr stark das Zeitgefühl der wilden 20er Jahre wieder. Hat, gewollt, Ecken und Kanten. Wer die Oper kennt, weißt das. Wer nicht, so wie ich, gewöhnt sich dennoch schnell daran. Deren Handlung ist mehrschichtig, aber nicht zu kompliziert. Die zusätzliche Realitätsebene der Verfilmung passt gut hinein.

Daher springt man ständig zwischen den Ebenen. Manchmal ist es nur ein Satz, manchmal nur ein Wort, das den Sprung zur anderen Realität einleitet. Aber spätestens wenn man die Bilder sieht, ist klar, wo man sich befindet. Das macht Spaß.

Und es ist aktuell. Stärker als man auf den ersten Blick denkt. Denn das Heer der verwahrlosten, zum Betteln genötigten, Arbeitslosen gibt es ja nicht mehr. Oder?

Jedenfalls hat auch diese Verfilmung Ihre Ecken und Kanten. Ist nicht einfach. Sicherlich kein klassischer Unterhaltungsfilm. Aber er funktioniert. Auch wenn er besser funktionieren würde, wenn Brecht eine lebendigere Sprache hätte. Aber drauf getrommelt und gepfiffen.

Von mir bekommt er fünf von sechs Hüten.

Technisches:

Regie: Joachim Lang Andere Filme: George (2013), Da, wo ich bin, ist Panama – Die Lebensreise des Herrn Janosch (2011), Brecht – Die Kunst zu leben (2006)

Buch:

  • Joachim Lang Andere Filme: George (2013), Da, wo ich bin, ist Panama – Die Lebensreise des Herrn Janosch (2011), Brecht – Die Kunst zu leben (2006)
  • Bertolt Brecht Andere Filme: Die 3 Groschen-Oper (1931), Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (1932), Die Gewehre der Frau Carrar (1953)
  • und andere

Schauspieler:

  • Lars Eidinger (als Berthold Brecht) Andere Filme: Personal Shopper (2016), Richard III (2015), Familienfest (2015)
  • Tobias Moretti (als Macheath) Andere Filme: Die Hölle – Inferno (2017), Das finstere Tal (2014), Jud Süss – Film ohne Gewissen (2010)
  • Hannah Herzsprung (als Polly / Carola Neher) Andere Filme: Who Am I – Kein System ist sicher (2014), Der Geschmack von Apfelkernen (2013), Der Baader Meinhof Komplex (2008)
  • Robert Stadlober (als Kurt Weill) Andere Filme: Freddy/Eddy (2016), Bis zum Horizont, dann links! (2012), Kottan ermittelt: Rien ne va plus (2010)

Kamera: David Slama Andere Filme: Junges Licht (2016), Contergan (2014), Herr der Diebe (2006)

Musik:

  • Walter Mair Andere Filme: Maremmamara (2016), Blood Orange (2016), Die Todesliste – Nr. 1 stirbt (2013)
  • Kurt Schwertsik Andere Filme: –

Verleih: Wild Bunch
FSK: 6
Laufzeit: 130 Minuten
Genre: Drama, Musikfilm
Start: 13 September 2018


IMDB: imdb
Wikipedia: wiki

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