Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht

Filmkritik zu:

Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht

von Reinhard

 

Über den Film:

Edgar Reitz hat wieder zugeschlagen.

Als Krönung und, angesichts seines Alters, vermutlich Abschluss der Heimatfilme war jetzt also, nach drei 10-teiligen Serien, ein 4-stündiger Kinofilm fällig.

Die Geschichte spielt über 40 Jahre vor den ersten Heimat-Filmen. Hier beginnt es in den 1840er Jahren, in dem gleichen Schabbach, das in allen Filmen die eigentliche Hauptrolle spielt. Anders also sonst gibt es dabei einen einzelnen Hauptdarsteller, währen ja in den TV-Filmen eher mehrere Leute pro Serie, wenn auch oft Einer pro Episode, einen anderen Aspekt des jeweiligen Lebens vorführt. Hier gibt es einen übergreifenden Aspekt, und der wurde schon um Untertitel genannt. Die Sehnsucht.

Hauptdarsteller ist Jakob, gespielt von Jan Dieter Schneider. Er ist der jüngere Sohn auf dem Hof. Ein echter Hans-guck-in-die-Luft. Ständig hat er seine Nase in irgendwelchen Büchern, die dann auch prompt auf den Misthaufen fliegen. Jedenfalls sobald der Vater mal wieder der Meinung ist, dass sein Sohn nicht die Arbeit leistet die er erbringen sollte. Dabei haben es Jakob hauptsächlich Reiseberichte aus aller Welt, speziell aber Südamerika, angetan.

Die Lage entspannt sich erst mal als der große Bruder Gustav, gespielt von Maximilian Scheidt, vom Militärdienst zurückkommt. Er nimmt seinen kleinen Bruder an die Hand und macht ihn auch mit dem weiblichen Teil der Bevölkerung bekannt. Etwas das bislang an ihm vorbeigegangen ist.

Dabei lernt er Jettchen kenne, die von Antonia Bill verkörpert wird, welche von dem belesenen, sprachbegabten Jungen fasziniert ist. Immerhin hat er sich, wohl im -hauptsächlich- Selbststudium, mehrere Fremdsprachen beigebracht. Und auch Jakob geniest es endlich mal einen Zuhörer zu haben.

Aber das mit Jettchen entwickelt sich nicht wie gedacht. Und als er sich dann mit dem Vater überwirft, flüchtet er zu seiner Schwester. Diese wurde praktisch verstoßen, als Sie sich traute, sich in einen Katholiken zu verlieben und diesen auch noch zu heiraten.

Die Sehnsucht nach etwas anderem, freieren, oder einfach einem Möglichen Leben schwingt dabei permanent mit. Auswanderer nach Brasilien, denen vom dortigen Gouverneur der Himmel auf Erden versprochen wurde, sind immer wieder zu sehen. Aber auch schon die Reisen innerhalb Deutschlands, nach heutigen Maßstab Katzensprünge, zeigen ein vielfältiges, aber auch zerrissenes Land.

Und wenn es Reitz gelingt, das Sonnenlicht in einem Kristall einzufangen. Dann hat dieser Schwarz/Weißfilm seine farbigsten Momente. 230 Minuten im Kino zu sitzen ist nicht jedermanns Sache. Doch wer die alten Heimat Filme kennt und mag, wird nicht enttäuscht sein. Jan Dieter Schneider als Jakob muss sich erst noch in die Figur finden. Der Anfang ist etwas hölzern. Aber schnell hat er den Dreh raus, es wird rund. Und irgend wann läuft auch die Dampfmaschine.

Empfehlenswert.

 

Technisches:

Regie: Edgar Reitz Andere Filme: Heimat – Eine deutsche Chronik (1984), Der Schneider von Ulm (1979), Stunde Null (1977)
Buch:

  • Edgar Reitz Andere Filme: Heimat – Eine deutsche Chronik (1984), Der Schneider von Ulm (1979), Deutschland im Herbst (1978)
  • Gert Heidenreich Andere Filme: Vaterliebe (2000), Strafmündig (1985)

Darsteller:

Kamera: Gernot Roll Andere Filme: Buddenbrooks (2008), Nirgendwo in Afrika (2001), Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997)
Musik: Michael Riessler Andere Filme: Heimat-Fragmente: Die Frauen (2006), Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende (2004)
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK: 6
Laufzeit: 230 Minuten
Genre: Drama
Kinostart: 03. Oktober 2013
Homepage: http://www.die-andere-heimat.de
Wikipedia: wiki
IMDB: imdb

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Über reinhard

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