Molière auf dem Fahrrad

Filmkritik zu:

Molière auf dem Fahrrad

von Reinhard

 

Über den Film:

Wie ist es so seinem alten Mentor zu begegnen?
Gauthier Valence (Lambert Wilson) will genau das Wissen. Er, der gefeierte TV-Star, der von jedem Taxifahrer erkannt wird, fährt zu seinem Ex-Kollegen, der sich in der französischen Pampa vergraben hat und schon seit Jahren nichts mehr spielte.

Serge Tanneur (Fabrice Luchini) ist erst mal gar nicht angetan. Er will eigentlich nur seine Ruhe haben und über die Schlechtigkeit der Welt sinnieren. Aber etwas in ihm ist natürlich trotzdem geschmeichelt. Dennoch dauert es fast eine gefühlte Viertelstunde, bis er fragt, um welches Stück es eigentlich geht. Es ist von Molière, „Der Menschenfeind(?)“. Kein Stück für das Kino und schon gar nicht für das Fernsehen. Sonder für die Bühne. Und er fängt auch sogleich an aus dem Stück zu zitieren. Denn Molière, also über den Meister, geht nichts. Aber kann er es noch? Nach so vielen Jahren ohne praktische Bühnenerfahrung? Und so trifft er eine Übereinkunft mit Gauthier. Für einige Tage werden die beiden Proben.

Gauthier ist das eigentlich gar nicht recht. Er wollte das Ganze in einem Nachmittag unter Dach und Fach bringen. Und jetzt stehen ihm mehrere Tage, bevor die er eigentlich anders eingeplant hatte.

Und so sind die Figuren aufgestellt. Auf der einen Seite, der erfolgreiche TV-Darsteller der aber hauptsächlich mit einfachen Geschichten am Sonntagabend für die wöchentliche Rührung sorgt, und sich dessen auch bewusst ist. Anderseits der ehemals erfolgreiche, dann aber vergessene und jetzt verbitterte Schauspieler. Der jetzt die Möglichkeit bekommt es noch mal allen zu zeigen. Und das macht er auch.

Zuallererst zeigt er es Gauthier. Ob es dabei um die korrekte Aussprache eines Wortes geht oder um die Frage, ob man an einer Stelle Laut werden soll. In diesem, fast schon Kammerspiel, geht es nur entfernt um ein Stück von Molière. Es geht um zwei Schauspieler die, der eine ist schon Alt, der andere sieht es kommen, an Ihrer Identität und an Ihrem Erbe hadern. Der eine will nicht als die französische Ausgabe von Dr. Brinkmann in die Geschichte eingehen, der andere fragt sich ob es das Wert ist, wenn man den Preis bedenkt.

Aber erst mal wird geprobt, und es ist köstlich den beiden dabei zuzusehen. Ob Sie sich gegenseitig beglückwünschen, wie gut sie sind oder sich an einzelnen Worten aufregen, wunderschön. Es gibt noch eine andere Geschichte in dem Film und da geht’s um eine Frau. Was auch sonst, es ist ja ein französischer Film. Aber diese Geschichte, die nur an einer Stelle die Story mit den Proben berührt und zu einem seltenen Moment der Selbsterkenntnis führt, ist ansonsten nichts, was den Film weiterbringt. Die ganzen anderen kleinen Geschichtchen sind austauschbar und könnten ersatzlos gestrichen werden.

Doch der Film ist trotzdem sehenswert. Selbst für jemanden, wie mich, der Molière noch nicht mal auf der Bühne gesehen hat. Und daher viele Anspielungen gar nicht mitkriegt. Doch dessen Text spricht für sich. Und die Verweise auf die beiden Schauspieler sind eindeutig.

Daher eine bedingte Sehempfehlung für alle, die ohnehin auf Programmkino stehen, besonders aber eine Empfehlung für die Zuschauer, die auf französische Filme stehen oder das klassisch Theater, egal, aus welchem Land, mögen.

Technisches:

Originaltitel: Alceste à bicyclette
Regie: Philippe Le Guay Andere Filme: Nur für Personal! (2010), Du jour au lendemain (2006), Trois huit (2001)
Buch:

  • Fabrice Luchini Andere Filme: Le point sur Robert (2008)
  • Philippe Le Guay Andere Filme: Nur für Personal! (2010), Du jour au lendemain (2006), Trois huit (2001)

Darsteller:

  • Fabrice Luchini (als Serge Tanneur) Andere Filme: Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät (2012), Nur für Personal! (2010), Molière (2007)
  • Lambert Wilson (als Gauthier Valence) Andere Filme: Auf den Spuren des Marsupilami (2012), Von Menschen und Göttern (2010), Die Prinzessin von Montpensier (2010)
  • Maya Sansa (als Francesca) Andere Filme: La pecora nera (2010), L’uomo che verrà (2009), Il prossimo tuo (2008)

Kamera: Jean-Claude Larrieu Andere Filme: Nur für Personal! (2010), Elegy oder die Kunst zu lieben (2008), Das geheime Leben der Worte (2005)
Musik: Jorge Arriagada Andere Filme: Nur für Personal! (2010), Klimt (2006), La vida perra de Juanita Narboni (2005)
Verleih: Alamodefilm
FSK: ohne Altersbeschränkung
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Drama/Komödie
Kinostart: 03. April 2014
Homepage: http://moliereaufdemfahrrad.de/
Wikipedia: wiki
IMDB: imdb

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Über reinhard

Ich bin der, der diesen Blog betreibt.
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